Hallo liebe Wurzelkinder,
seit August 2019 arbeiten wir nun schon an der Festivalproduktion für 2020. Denn nach dem Festival ist vor dem Festival! Wir waren mitten in den Vorbereitungen und die heiße Phase hatte gerade begonnen, da hat uns die Corona-Krise mit aller Wucht den Boden unter den Füßen weggezogen. Eine noch nie da gewesene Situation, die uns alle betrifft. Jede*r Einzelne ist wohl gerade noch dabei, das Ausmaß der Situation irgendwie zu begreifen und die Lage einzuschätzen und abzuschätzen, wie es weitergeht. Wir stehen jetzt vor einer riesigen Hürde, die wir als Wurzelcrew definitiv nicht alleine überwinden können:
Das Festival wurde von den Behörden abgesagt und wird auf 2021 verschoben.
Auch wenn die Absage ein harter Schlag für uns ist, unterstützen wir diese Entscheidung. Es geht schließlich bei dem ganzen Corona-Thema um Menschenleben, zu deren Rettung wir alle beitragen können und das steht immer und ohne Wenn und Aber an erster Stelle! #ellenbogenrunter
Und was nun? Wir brauchen euch!
Eure Tickets behalten die Gültigkeit für nächstes Jahr! Jeder Euro zählt, damit die Wurzel überlebt, deshalb wird es auch die Option geben, dass ihr uns Euer Ticket spendet.
Wir wollen euch in diesem Statement einen Einblick geben, was bei uns im letzten Monat los war und vor welchen Herausforderungen wir stehen und wie genau es jetzt weiter geht.
Seit unseren ersten Open-Air-Events haben wir mit der Hilfe von Freund*innen, Lebensgefährt*innen, Familie, Helfer*innen, Supporter*innen und Bekannten und natürlich mit Euch so einige Hürden gemeistert. DANKE, denn ohne Euch würde es uns nicht geben! Wir haben die Wurzelwelt mit Euch zusammen aus dem Nichts aufgebaut und sind jedes Jahr weiter zusammen gewachsen. Ehemalige Supporter*innen sind inzwischen zu Mitarbeiter*innen geworden.
März – ein Monat voller Fragen
Seit Anfang März sind wir schon alle im Home-Office. Dann kam der 13. März, an dem die ersten Clubs in Berlin geschlossen haben. Anfangs dachten wir noch, bis zum Festival ist ja noch Zeit, 3 Monate, bis dahin wird das Virus eingedämmt sein, sich die Lage normalisiert haben. Wir planten also weiter wie bisher, starteten parallel aber schon mit den ersten Überlegungen, „Was-wäre-wenn“, weil da irgendwo ein ungutes Gefühl einsetzte. Am 15. März hieß es dann „Tanzen gehen ist nicht mehr“, verschärfte Maßnahmen wurden umgesetzt, das Leben änderte sich für uns alle komplett. Wir haben eine Task Force im Wurzelteam gegründet, um alles strukturiert anzugehen. Es prasselten gefühlt tausende neue Informationen täglich auf uns ein. Von den Behörden gab es keine verbindlichen Aussagen bezüglich unseres Festivaltermins, trotzdem haben wir uns frühzeitig mit der Option eines Ausweichtermins beschäftigt.
Wir wissen, wie sehr Ihr Euch auf die Wurzel freut und so ein Festivaltermin ist ja bei vielen schon ganz lange im Vorfeld geplant. Daher wollten wir sicher sein, dass ein Ausweichtermin sich auch wirklich umsetzen lässt. Unser Booker Danny hat angefangen, Optionsverträge mit unseren gebuchten Künstler*innen zu machen und wir haben versucht, geplante Projekte auf den Optionstermin umzulegen. Aber einige Tage später hatte sich die Gesamtsituation schon wieder verschärft. Von der Regierung wurden Events über 50 Personen untersagt. In unserer Crew stapelten sich die Baustellen – eine davon: Wer könnte uns sagen, dass auch am neuen Termin das Festival mit allen Gästen wie geplant stattfinden kann? Wir waren im ständigen Kontakt mit den Behörden, sind alle möglichen Szenarien mit ihren Vor- und Nachteilen durchgegangen.
Hunderte von Fragen aber keine Antworten: Kann das Festival im Juni stattfinden? Sollen wir weiter machen wie geplant? Wann wissen wir endlich mehr? Richten wir uns an Euch mit einem Statement, obwohl wir noch gar nicht wissen was passiert oder warten wir, bis wir mehr Klarheit haben? Wird das Amt eine Entscheidung zum Festivaltermin treffen oder liegt es an uns, vorab zu entscheiden, ob wir das Festival stattfinden lassen oder nicht? Können wir überhaupt guten Gewissens das Festival im Juni stattfinden lassen? Und wenn wir es absagen: Müssen wir am Ende Insolvenz anmelden? Ist der Traum dann vorbei? All das haben wir durchgespielt und durchgerechnet. Und dann kam jetzt doch die Nachricht vom Amt.
Wir verstehen, wenn ihr Euch ärgert oder traurig seid, uns geht es ganz genauso. Für uns alle stellt die Corona-Pandemie die Welt auf den Kopf, einige verlieren ihren Job, für andere bedeutet es unzählige Überstunden. Wir alle machen uns Sorgen um unsere Liebsten und kennen Menschen, die als gefährdet gelten und die wir noch lange um uns haben wollen. Festivalbesuche, Reisen, Projekte, die ihr für den Frühling und Sommer geplant habt, für die ihr vielleicht Geld gespart habt, sind nun über Bord geworfen und niemand weiß so richtig wie es weiter gehen soll.
Was bedeutet das für uns?
Was das Wurzelfestival und unsere Planung angeht, haben wir zwar jetzt etwas mehr Klarheit, aber wir stehen vor einer riesigen Herausforderung. Überleben wir als Festival die Absage und wie schaffen wir es, die Wurzelwelt ins nächste Jahr rüber zu retten?
Hinter einem Festival steht ja eine große Infrastruktur. Wir haben Fixkosten, die jeden Monat anfallen und weiterlaufen, auch wenn dieses Jahr kein Festival stattfindet: Löhne, Büromiete, Lagermiete, Kosten für Steuerbüro und Website. Wir werden alle so lange wie nötig in Kurzarbeit gehen, um die Kosten soweit es geht zu senken. Trotzdem bleiben einige Fixkosten und Kosten, die wir schon hatten, „verlorenes Geld“ das bereits in die Produktion geflossen ist und nicht mehr zurückgeholt werden kann.
Wir haben uns bereits mit staatlichen Hilfen und Krediten beschäftigt. Auf die staatlichen Hilfen können wir uns erst mal nicht verlassen, der Rettungsschirm der Landesförderbank, durch den wir einen zinsfreien Kredit bekommen hätten können, ist erst mal stillgelegt und es bleibt abzuwarten, was für neue Hilfen kommen werden.
„Für uns ist das eine besch*** Lage, jeden Tag zwischen Verzweiflung und Hoffnung. Wir haben gerade kein Wochenende mehr, dafür unzählige schlaflose Nächte. Wars das jetzt? Das wollen und können wir nicht akzeptieren! Knapp 9 Jahre ist Zurück zu den Wurzeln unser Leben, von Free-Open-Airs zum Wurzelfestival. Wir sind wütend, dass die großen Firmen wieder gerettet werden und die kleinen leer ausgehen, wir sind traurig und erschöpft.“ (Chris und Dragan, Gründer der Wurzel)
Die Zeit im Jahr in der aus dem Ich und Du ein WIR wird und WIR die Utopie einer besseren Welt leben, steht jetzt auf dem Spiel. Aber wir wollen uns das nicht nehmen lassen…! Auch wenn oder gerade weil dieses für viele ein schweres Jahr wird, wollen wir nächstes Jahr wieder zusammen kommen und da weiter machen wo wir jetzt leider aufhören müssen.
Was bedeutet das für euch?
Jeder Gast kann durch seine Entscheidung helfen, die Wurzelwelt so, wie wir sie kennen, zu erhalten. Wir wollen das Wurzelfestival, wie es für dieses Jahr geplant war, nächstes Jahr einfach nachholen. Alle Projekte, alle Partner*innen, alle Künstler*innen und Kollektive, die unsere Wurzelwelt mit aufbauen und mit ausmachen, wollen wir mit ins nächste Jahr nehmen.
Einige von euch haben uns schon geschrieben und gefragt, wie ihr uns in dieser brenzligen Lage helfen könnt. Das hat uns sehr berührt und wieder einmal gezeigt, wie stark das Band der Wurzelfamilie ist. Da wir nicht auf die Hilfe vom Staat setzen können, seid ihr tatsächlich unsere Chance, zu überleben.
Jeder von Euch kann helfen: Behaltet Euer Ticket und kommt damit nächstes Jahr zum Festival. Damit rettet ihr das Wurzelfestival und wir haben die Möglichkeit, weiterhin gemeinsam zu feiern. Die Tickets von diesem Jahr behalten ihre Gültigkeit. Habt ihr eine Frage? Dann schreibt an support@wurzelfestival.de
Wir stellen gerade unser Ticketsystem um. Bald wird der Ticketverkauf für 2021 weiter gehen. Jeder, der noch kein Ticket hat und sich dann frühzeitig eins kauft, hilft uns ebenfalls. Die Ticketpreise müssen wir leider etwas anpassen, um den Ausfall dieses Jahr auszugleichen. Wir werden trotzdem weiterhin ein begrenztes Kontingent an Sozialtickets anbieten, es wird wieder Inklusionstickets geben und dieses Jahr erstmals auch Solitickets. Sobald alles technisch umgesetzt ist, informieren wir euch über all unsere Kanäle.
Zu guter Letzt noch ein Shout-Out an die Politik
Wir wünschen uns, dass wir nicht hängen gelassen werden. Nicht nur wir, sondern auch die tausenden von Freiberufler*innen und Kleinstunternehmen die teilweise jetzt schon vor dem Aus stehen und ihre Miete nicht mehr bezahlen können. Wir Betroffenen wollen keine Almosen, sondern eine planbare Chance, diese Situation wirtschaftlich zu überleben und in eine halbwegs zuversichtliche Zukunft zu blicken und nicht täglich neue Hiobsbotschaften.
Darüber hinaus hoffen wir zutiefst, dass den ganzen Lobeshymnen auf die systemrelevanten Berufe in Pflege, Versorgung, Infrastruktur, Entsorgung, Reinigung und im sozialen Bereich etc. Taten folgen, das Lohnniveau angehoben und die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Ohne diese Menschen da draußen, die ihre Gesundheit für den Rest riskieren, wäre unsere Gesellschaft schon sang- und klanglos untergegangen.
Liebe Wurzelkinder, lasst uns auch in dieser Krise zusammenhalten, um dann danach alle vereint weiter zu träumen, denn: Keiner verlässt den Traum!
Liebe Grüße aus dem Home-Office von
Chris, Dragan, Julie, Moritz, Inga, Danny und Dave
Hallo liebes WurzelTeam,
schade…traurig…nicht zu ändern…..ich bin natürlich nächstes Jahr mit meinen Didgeridoo-WorkShops gerne wieder mit dabei.
Auch mir, als ‚kleinen‘ WorkShoper/ Künstler hat es erstmal den Boden unter den Füßen weggezogen – ein Jahr ohne Ferstivals, ohne Konzerte, ohne Partys, ..
Was kann man lernen: Es mit sich selber auszuhalten – die wirklich wichtigen Dinge wiederzufinden – mental klar und gesund zu bleiben, sich nicht von der selbsterfüllenden, medialen Hysterie vereinahmen zu lassen und natürlich sich nicht erwischen zu lassen.
Mir macht der Demokratie-Abbau mahr Angst, als das Virus.
Haltet durch, geht raus, geniesst die erwachende Natur, lasst Euch die Sonne auf den Pelz brennen, lacht, macht Musik…
Freu nich schon auf’s ZzdW-2021 Krishan